Haus Nr. 9 und 11 - Theresienstrasse

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Geschichte
 

Geschichte von Haus 9 und 11

Das Gebäude Theresienstr. 9 ist mit dem Nachbarhaus Theresienstr. 11 unmittelbar zusammengebaut und wird seit Mitte des 20 Jh. von dort aus erschlossen. Der Bau zählt zu den noch gut erhaltenen spätmittelalterlichen Gebäuden Ingolstadts und weist eine Fülle bedeutender Bau- und Ausstattungsdetails aus der Zeit um 1400 und später auf, die bei der derzeit laufenden Restaurierung entdeckt und konserviert wurden. Der enge bauliche Verbund mit dem Nachbargebäude bestand bereits im Spätmittelalter, da das Haus Theresienstr. 11 etwa 75 Jahre später an das um 1400 in seiner heutigen Baugestalt errichtete Gebäude Theresienstr. 9 angebaut wurde. Zudem sind die beiden dreigeschossigen Steilgiebelhäuser im Sandtner-Modell (1572/73) äußerlich auffallend ähnlich gestaltet. Auch teilen sich beiden Anwesen bis ins 19 Jh. hinein einen 1669 erstmals archivalisch genannten Brunnen, der im Hofraum Theresienstraße 11 lag und erst vor kurzem freigelegt werden konnte. Archivalische Hinweise des 17. Jh. lassen die vage Vermutung zu, dass der Bau zumindest teilweise als Lager- oder Wirtschaftsbau genutzt wurde. Hiermit könnte eventuell auch ein während der jüngsten Renovierung freigelegtes spätgotisches steinernes Fenstergewände im ersten Obergeschoss der Straßenfront unmittelbar neben der Stube in Verbindung gebracht werden, das ursprünglich vergittert, jedoch offensichtlich unverglast war und lediglich mit einem Klappladen von außen verschlossen werden konnte. Zahlreiche weitere Befunde belegen, dass spätmittelalterliche Bausubstanz auch sonst noch weitgehend erhalten ist. Die westliche Hauswand mit ihrer der Einsparung von Baumaterial dienenden Pfeiler-Nischen-Gliederung, die über drei Geschosse reicht, ist als spätmittelalterlicher Bestand zu identifizieren.

Die an den Fassaden liegenden Räume zeichnen sich durch unterschiedliche Gestaltung der Wände mit Bogenstellungen auf Konsolen und Mauervorlagen aus. In der Südfassade zeigt die Reihung der drei Fenster und deren Ausgestaltung mit auf weit vorkragenden Konsolen aufsetzenden Segmentbögen die Lage der früheren Stube an. Während der Vorbereitungen für die Instandsetzung wurde hier eine aus der Zeit um 1400 stammende reich geschmückte Bohlenbalkendecke freigelegt, deren Balken mit stark profilierten Fasen und ornamentalen bzw. stilisierten floralen Reliefs in der Mittelzone verziert sind; die Decke trägt noch ihre originale Fassung. Weiterhin fanden sich in anderen Räumen Lehmstakendecken (sog. Wickeldecken) und zahlreiche Farbbefunde, die einen Einblick in spätmittelalterliche Wohnkultur geben. In der Barockzeit, vermutlich 1770 unter dem "Lemoni Cramer" Thomas Schilling, kam es offenbar zu einer umfangreicheren Renovierung,von der in den straßenseitigen Räumen abgehängte Decken mit einfachem Felderstuck zeugen. Auch der bei Sandtner dokumentierte spätgotische Schmuckgiebel wurde nun in einen spätbarocken Schweifgiebel mit flacher, bereits klassizisierender Dreiecksbekrönung umgewandelt und die Fassade mit einfacher Putzgliederung gestaltet. 1969 wurden bei Eingriffen in den Bau das Einfahrtstor beseitigt, der Laden im Erdgeschoss verändert und mit großen Schaufenstern versehen, auch die geradläufige, wohl bereits im 18./19. Jh. an alter Stelle gegenläufig erneuerte Treppe entfernt und die oberen Geschosse über eine neue Treppe vor der ursprünglichen Rückfassade des Nachbarhauses Theresienstraße 11 her erschlossen. Die um 1400 datierte Bohlenbalkendecke im Obergeschoss, die zu einer hochwertig ausgestatteten Behausung gehörte, verweist auf eine Bewohnerschaft gehobenen Standes; auch im 17. Jh. war das Haus zunächst in der Hand von besser gestellten Besitzern, später wohnten hier Handwerker.

Der in der Barockzeit überformte Bau Theresienstr. 11 erhielt in der Zeit nach 1474 seine heutige Baugestalt mit drei Geschossen und steilem Giebeldach. Fehlende Störungen in den Putzen der Umfassungswände deuten darauf hin, dass das erste Obergeschoss in einen vorderen und einen rückwärtigen Raum unterteilt war. Die Wände des ursprünglich ungeteilten vorderen Raumes weisen eine grüne Rankenmalerei auf, die nach Aussage des Restaurators zeitgleich mit der Kassettendecke des frühen 17. Jh. datiert werden kann. Der kunsthistorische Vergleich mit ähnlichen Fassungen im Georgianum, in der Hohen Schule oder auch auf der Empore der Moritzkirche dürfte aber ihre Entstehung zur Bauzeit, also um 1475, annehmen lassen. Somit hätte dieser Raum repräsentativen Ansprüchen genügt, vielleicht genutzt als Kontorraum des Lagerhauses. Etwas früher entstanden ist vermutlich eine kürzlich freigelegte hölzerne Kassettendecke im großen, zur Straße gerichteten saalartigen Wohnraum des zweiten Obergeschosses. Die Trennwand und die Deckenspiegel im straßenseitigen Raum des ersten Obergeschosses werden in eine weitere Bauphase um 1785/86 eingeordnet.

Das Anwesen hat eine imposante Besitzergeschichte aufzuweisen. Neben einigen Vorbesitzern ist 1613 Herr Professor Dr. Stuber als Eigentümer in den Archivalien genannt. 1636 verkauften die Erben Stubers an den Inneren Rat und Amtsbürgermeister Michael Baggenreuther. Aus dem Besitz dieser Familie ging das Anwesen schließlich an den international gerühmten Ingolstädter Rechtsprofessor und Dekan der Universität Dr. Christoph Chlingensperger, der - wegen hoher Verdienste von Kaiser Leopold geadelt - 1720 in seinem Hause in Ingolstadt verstarb. Nach Zwischenbesitzern folgte mit dem kurfürstlichen Bau- und Fortifikationsamtskommisar Gabriel Heiss 1753 ein weiterer prominenter Eigentümer, der das Haus bei seinem Umzug nach München 1771 an den Kürschner Joseph Pünter veräußerte. Im Jahr 1800 ging der Besitz an die Tuchmacher- und Tuchhändlerfamilie Mayr, die neben dem Hausgärtchen auch eine Malche zur Tuchherstellung (frühere Hausnummer 218) besaß; bis heute befindet sich der Besitz noch in der Hand Mayrscher Nachfahren. Nach dem Tod der Tuchmacherswitwe Anna Mayr, die wohltätigen Stiftungen beträchtliche Geldsummen vermachte (Ostermair 1896, S. 66), ließen ihre Erben 1889 die Ladenfront umbauen; die Tuchmacherei wurde vor 1904 zugunsten des Tuchhandels aufgegeben.

 
 
 
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